Wir werfen mal wieder nach einiger Zeit einen Blick in das Land hinter der Regenbogenbrücke. Die kleine Lou hat sich gut eingelebt in ihrer Wolke und beschlossen, viel Zeit mit Mama Anne und der Barbara zu verbringen, die unfassbar toll kraulen können und die besten Hundekekse ever für sie und ihre Freunde backen.
Gerade ist auch noch Adventszeit, da glühen auf vielen Wolken die Öfen, und viele Tiere geben ihr Bestes, um bei dem Kekswettbewerb am Heiligen Abend einen der ersten Plätze zu belegen und einen tollen Preis zu gewinnen. Ob Boston mit seinen Haschkeksen unter den Preisträgern sein wird, ist allerdings fraglich. Das Regenbogenland strahlt allerorten, Lichterketten schmücken die Wolken, traumhaft anzusehen.
Natürlich kommt es auch in dieser schönen Zeit hin und wieder vor, dass ein Tier oder auch Mensch über die Regenbogenbrücke gehen muss oder darf, je nachdem, wie groß das Leid auf Erden war. In der Rezeption hat die fleißige Cora gerade Dienst, bestens unterstützt von Sammy, der nach seinem erfolgreichen Praktikum seine Ausbildung hier begonnen hat. Papa Balou und Mama Aimy sind sehr stolz auf ihren Racker.
Die Chefin der Rezeption des Regenbogenlandes, die strenge Dobermanndame, nimmt sich derzeit hin und wieder eine Auszeit und lässt ihre künstlerische Ader aufblühen, indem sie in der Schule des Regenbogenlandes unter Anleitung des Katers Leo mit ihren Pfoten feine Bilder auf Leinwände tapert. Sie ist gerade schwer beschäftigt und hat vier sehr bunte Pfötchen…
Auf einmal verspürt sie den Drang, loszulaufen, zur Rezeption, sie ist sehr verwundert, kennt dies doch bisher nur von anderen Bewohnern, die lossprinten müssen, um jemanden abzuholen. Doch wie alle Bewohner des Regenbogenlandes kann auch sie sich nicht wehren und gibt dem Drang nach. Auf dem Weg zur Rezeption hinterlässt sie feine bunte Pfötchenspuren, ein paar freche Teenagerhunde und -katzen machen sich mächtig lustig darüber, und die Dobermanndame wufft sie tadelnd zurecht.
Sammy macht gerade draußen die Terasse fein und schaut sehr überrascht, als seine Chefin angelaufen kommt. „Ja hallöchen, liebe Dobermanndame“ begrüßt er sie freundlich, „was treibt dich denn hierher?“ Sammy ist so wohlerzogen, dass er die bunten Pfötchenspuren mit keiner Silbe erwähnt. Die Dobermanndame antwortet „Keine Ahnung, nicht die leiseste, aber ich musste lossprinten, mitten im Malen einer Bartagame!“
Sammy geleitet seine Dienstherrin fix zu Cora, die ebenfalls kein Wort verliert über die bunten Pfotenspuren auf dem frisch geputzten Boden der Rezeption, und lässt die Dobermanndame auch keine Sekunde warten. „Guten Morgen, liebe Dobermanndame“ wufft sie freundlich, „Du musst heute eine ganz liebe Hündin in Empfang nehmen, die wohl entfernt mit Dir verwandt ist.“
Sie begleitet ihre Chefin zu dem Monitor – und die strenge Dobermanndame bricht in Tränen aus! Sie sieht eine sehr hübsche Dobermannwasweißich-Mischung-Hündin, die schüchtern auf sie zutapert. Mit Mutterinstinkten wird die süße Maus abgeschlabbert und begrüßt. „Hallo mein Schatz, herzlich willkommen im Land hinter der Regenbogenbrücke. Hier hast du keine Schmerzen mehr, es wird Dir gutgehen. Wer bist du denn?“
Die Hündin schluchzt „Ich bin die Jessy, wo ist meine Mama?“ Die Dobermanndame erklärt, dass Mama noch im alten Zuhause auf Erden ist und sehr weinen musste, als sie sich aus Gründen von Jessy verabschieden musste. „Aber“ wufft die gerührte Dame, „komm mit mir mit, ich zeige Dir den Automaten, in den Du eine Münze einwerfen darfst, damit Deine Mama Dich zu gegebener Zeit findet, wenn auch sie ins Land hinter der Regenbogenbrücke umzieht.“
Das gefällt Jessy gut, die Tränchen werden weniger. Sie nimmt von der ebenfalls gerührten Cora einen Chip entgegen, geht in Begleitung der Dobermanndame zu dem Automaten und lässt den Chip aus ihrem Mäulchen in den Automaten gleiten. Ehrfürchtig flüstert sie „Liebe Mama, hiermit gelobe ich, dass ich auf Dich warte, so lange es dauert, dann will ich aber für immer mit Dir zusammenleben.“ Was für ein Moment…
Cora überreicht Jessy das übliche Willkommenspaket mit ein paar Instruktionen und jeder Menge köstlich duftender Leckereien und erklärt, dass die Dobermanndame sie nun zu ihrer persönlichen Wolke 0912 bringen wird. Jessy ist etwas aufgeregt, verabschiedet sich höflich von Cora und Sammy (die schmunzelnd die Putzlappen auspacken) und macht sich auf den Weg.
Jessy staunt sehr, als sie auf dem Weg an wunderschönen Wolken vorbeikommt, so etwas hat sie noch nie gesehen. Viele Bewohner winken den zweien freundlich zu, Lara und Robby, Lou mit Mama Anne und Barbara, Boston und die Pudeldame, Susi und Chris mit ihren Welpen und Balou und Amy, die nun wissen, dass Sammys Dienst gleich zu Ende ist und wacker besonders leckere Kekse für ihn packen. Der Weg zu Jessys Wolke führt vorbei an blühenden wiesen, kleine Füchschen streifen durchs Gras, und Mäuschen und Kaninchen hüpfen aus ihren unterirdischen Wölkchen fröhlich ins Freie.
Die Dobermanndame, die Jessy die letzten Tränchen aus den Äuglein schlabbert, fragt nun „Erzähl mal, meine Süße, was hast du erlebt auf Erden, wie war Dein Leben zuvor?“ Jessy berichtet, dass sie zum Glück im zarten Alter von neun Wochen aus einer Tötungsstation ausreisen und bei der besten Mama der Welt einziehen durfte. „Hach“ seufzt sie, „Mama hat mir immer erzählt, dass ich sehr besonders sei, außerdem total lieb und unkompliziert. Ich habe es geliebt, in der Sonne zu liegen und habe bei uns im Ort ganz alleine die Straßen unsicher gemacht. Ich durfte das, weil ich zu allen Menschen und Tieren extrem freundlich war, und bin natürlich zuverlässig zu Mama gelaufen, wenn ich Hunger hatte.“
„Ach Schätzchen“ wufft die Dobermanndame, „das klingt wirklich wunderbar! Da werden Dich sicher ganz viele vermissen. Aber ich verrate Dir mal was Feines: Die Tierhilfe Erfolgreich Umgetopft hat so eine schreibwütige Ehrenamtlerin, der Christobal Stumm wird ihr Deine Geschichte zusimsen, dann können alle lesen, dass du gut hier angekommen bist und ein feines Für-Immer-Leben auf Deiner Wolke 0912 hast.“
„Wie prima“ freut sich Jessy, „Ehrenamt ist ja sowieso was Tolles. Ich habe zum Beispiel meiner Mama schnell klar gemacht, dass ich dringend Assistenzhund werden will, um Menschen mit Beeinträchtigungen zu helfen. Das fand die Mama so klasse, dass sie ganz doll viel mit mir trainiert hat – und dadaa – ich wurde ein sehr guter, geliebter und geschätzter Assistenzhund!“
„Oh, meine Süße“ jubelt die Dobermanndame, „das ist ja großartig, dann werde ich Dir bald mal Kelly vorstellen, eine wunderschöne Labradorwasweißich-Hündin, die auch als Assistenzhündin gearbeitet hat, ihr habt Euch sicher viel zu erzählen. Aber nun schau mal, hinter diesem Bächlein, in dem Entchen und Schwäne ihr Zuhause haben, ist Deine Wolke.“
Sie tapert mit Jessy über eine kleine Brücke – und Jessy ploppen fast die Äuglein aus dem Kopf. Sie steht vor einer Wolke, die genauso aussieht wie ihr Zuhause auf Erden. Fast muss sie weinen, aber ihre Begleiterin unterbindet dies, indem sie Jessy flugs ins Innere der Wolke führt. Nun ist Jessy allerdings fassungslos vor Glück. Natürlich ist die Wolke auch innen genauso gestaltet, wie sie es liebt, aber das Beste ist ein riiiesiges Badezimmer mit einem gemütlichen Wolkenstuhl. „Boah“ wufft sie fassungslos, „wie toll ist das denn? Das habe ich daheim so sehr geliebt, thronte sehr stolz auf dem Stuhl und habe meiner Mama zugesehen, wenn sie sich fein gemacht hat!“
Die Dobermanndame schnüffelt Jessy liebevoll ab und zeigt ihr die weitere Einrichtung, natürlich die Leckerchen, die sie von zuhause kennt, und ihr Wolkenbett, über dem ein Foto ihrer Mama hängt. „Nun gehe schlafen, kleine Jessy“ säuselt sie zärtlich, „ich komme morgen vorbei und führe Dich durch das Regenbogenland.“
Und Jessy schläft glücklich, ohne Schmerzen, mit liebevollen Gedanken an ihre Mama ein…