TSCHÜSS AMY – DEINE MAMA…
Es ist tiefste Nacht im Land hinter der Regenbogenbrücke, alle Bewohner schlafen (außer den nachtaktiven Tierchen), doch auf Wolke 7777 schreckt Mama Anne in ihrem Wolkenbett auf. Sie schläft sonst immer die ganze Nacht durch, lässt sich abends einlullen von dem Geschnarche von Feli und Sam (Schäferhündin und Golden-Retriever-Mischling, Traumpaar im Regenbogenland, verheiratet sind sie schon, Welpen sind geplant) und träumt süße Träume (es ist ja nicht mehr so wie früher auf Erden, als alte Damen des Nachts noch mal für kleine Mädchen mussten). Mama Anne sitzt kerzengerade im Bett, überlegt, ob sie träumt, aber verspürt plötzlich so ein Brennen in der Brust und in den Beinen – oh ha! Zum Glück ist sie nicht allein, sie ruft Feli und Sam, die wie der Blitz an ihr Bett eilen. “Ach Schatzis, ich muss los, an die Rezeption, kommt ihr mit???” Feli erstarrt (Sam kuschelt sie lieb) “Mama Anne, nicht wirklich, oder?“ Die Tränen fließen über ihr niedliches Schäferhundschnäuzchen… „Herzblatt“ tröstet Mama Anne, „ich glaube, wir werden uns sehr freuen, ich spüre, dass jetzt zusammen kommt, was zusammen gehört.
Sam packt schnell ein bisschen Reiseproviant ein, natürlich Matjesbrötchen, für sich und Feli ohne Zwiebeln. Der fürsorgliche Sam nimmt auch noch eine Taschenlampe in die Schnauze. Vorsichtig tapern die drei in die Dunkelheit, wobei im Regenbogenland immerzu tausend Sterne funkeln und der Mond die ganze Schönheit dieser anderen Welt in sein schönstes Licht hüllt. Außer ein paar Hamstern und Maulwürfchen begegnet den dreien niemand auf ihrem einsamen Weg…
Sie passieren die Wiese der Erinnerung, wollen aber jetzt nicht hier verweilen, zu groß ist die Anspannung, Trauer und/oder Freude. Doch ihre Füße und Pfötchen bestimmen ihnen sogar noch einen Umweg! Es zieht sie zu dem Meer, der Gicht, den schlafenden Delfinen und Krabben, die tagsüber singen (hier kam Onkel Helmut an, weinend, aber so lieb empfangen von seinen Mäusen Cora und Paulchen sowie Herrchen). Mama Anne setzt sich in den Sand und seufzt *MOIN*, sie muss entsetzlich weinen und braucht eine lange Zeit (in der Feli und Sam sie tröstend abschlecken), bis sie sich beruhigt hat und den beiden Hunden erklärt: „So, ihr Süßen, ich weiß es nun, unsere Barbara kommt, und das ist kein Grund zum Heulen. Auf, auf, weiter mit uns zur Rezeption, wir marschieren nun flugs dorthin!“
Feli und Sam beruhigen sich ebenfalls und lassen ihre Pfötchen wandern, die Rezeption ist noch weit entfernt. Ihr Weg führt an der Wolke 1404 vorbei, hier wohnen Shelby und ihre Mama, Amerikanerinnen, die Mama hat immer mal wieder Jetlag, ist wach, und spricht das Rudel an: „Hi everyone, what are you doing here in the dark at this time of day, can I help you?”
Mama Anne übersetzt Feli und Sam die fremd klingenden Laute und antwortet der betagten Beagle-Dame „Ach, meine Liebe, ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll, wir müssen zur Rezeption, Du weißt ja, dieses Brennen im Herzen, in den Füßen oder Pfötchen sagt Dir deutlich, dass jemand kommt, der abgeholt werden möchte. Feli, Sam und ich haben natürlich bei unserer Ankunft jeweils den Chip in den Automaten geworfen, damit die Lieben, die uns folgen werden, zu gegebener Zeit zu uns finden. Was nicht ganz so häufig vorkommt, ist, dass ein Regenbogenlandbewohner ganz genau weiß, wer kommt. Nun, ich weiß es, meine Tochter Barbara…“ (nun fließen Mama Anne doch ein paar Tränchen über’s Gesicht).
Auch Shelbys Mama geht es nicht anders, sie jault ein wenig und schmiegt sich an Mama Anne. „Oh my dear, this is hard, I feel for you. But I can promise you one thing: my daughter Shelby came to live with me, too. We have such a wonderful life in this magical country!” Schnell packt Shelbys Mama noch ein paar ihrer besonderen Kekse in ein Täschchen und hängt es Feli um den Hals, weil Sam ja schon die Taschenlampe im Maul hat.
Aufgeregt marschieren die drei weiter durch das schöne Regenbogenland, das in einem magischen Licht erstrahlt. So langsam beginnt es zu dämmern. Als sie die Wolke 4711 passieren, staunen sie nicht schlecht, den Regenbogenlandchef Chris im Garten zu sehen mit seinen sechs kleinen Welpen. Chris, der Golden Flat Retriver, gähnt herzhaft und reißt sein großes Maul dabei weit auf. “Aber Hallöchen, Mama Anne, Feli und Sam, was macht ihr denn zu dieser frühen Stunde hier?” fragt er verwundert. “Ich musste die Kleinen für ein Bächlein auf die Wiese führen, meine liebste Susi darf mal ausschlafen.”
Während Feli und Sam ganz gerührt die kleinen Welpen abschlabbern und schmusen, erklärt Mama Anne “Tja, Chris, Du weißt doch wohl auch, dass es Gründe gibt, die einen auch nachts auf Reisen schicken im Regenbogenland… Ich weiß, dass meine Tochter Barbara kommt, sie durfte 71 Jahre alt werden und hatte hoffentlich einen sanften Übergang. So, lieber Chris, grüße bitte die Susi herzlich von uns, wir müssen weiter und sind sehr aufgeregt und angespannt.”
Chris versteht, wünscht der Familie einen guten weiteren Weg und geht mit seinen kleinen Mäusen wieder heim ins Wolkenbett, um sich eng mit ihnen an die Susi zu kuscheln, er ist ein bisschen traurig.
Die innig vertraute Familie wandert weiter durch das Regenbogenland. Mittlerweile sind einige Bewohner wach, kleine Füchschen streifen fröhlich durch das hohe Gras und schnuppern an den Blümchen, der stattliche Kater Leo winkt von seiner Wolke, und die Oma kommt ihnen entgegen, sie ist mit dem Assistenzhund Kelly schon früh unterwegs. “Hallo ihr drei” murmelt sie besorgt, “es hat wohl einen besonderen Grund, dass ihr zu dritt so früh unterwegs seid?” “Ja” erzählt Mama Anne, “natürlich, wir wissen, dass meine Tochter Barbara über die Regenbogenbrücke gehen musste. Aber ganz ehrlich, wir sind überhaupt nicht mehr traurig, die Süße hat so richtig in die Sch… gegriffen in ihren letzten Jahren auf Erden, sie ist gern gegangen und freut sich auf uns!”
“Jooo” sagt die Oma,” das kenne ich, mir ging es nicht anders, und ich war froh, zu meinem Hund Giaco reisen zu dürfen. Kommt, wir gehen ein Stück zusammen, ich will Herrchen besuchen und seinen Seelenhund Balou und dessen Freundin Amy, die zwei Racker haben schon sechs Welpen im Teenageralter und dazu noch sechs kleine Babys, da helfe ich hin und wieder dabei, die Wolke rein zu halten. Mein Essen mögen auf Wolke 2112 auch alle.”
Gesagt, getan, Feli, Sam und Kelly beschnüffeln sich liebevoll, die beiden Frauen halten ein Schwätzchen. So vergeht die Zeit schnell, mittlerweile scheint die Sonne (und Mama Anne befreit den guten Sam von der Taschenlampe). Das Beutelchen mit den Keksen von Shelby wird gemeintschaftlich geleert. Als die Gruppe an der Wolke 2112 anlangt, sind schon alle Bewohner auf der Terrasse. Herrchen begrüßt Oma und die Mama Anne, der Garten ist nun voller Hunde; Kelly macht ein bisschen die Gouvernante und regelt das wilde Spiel. Natürlich muss Mama Anne auch hier erzählen, warum sie wohin unterwegs sind, dies tut sie gerne und genießt ein kleines Päuschen auf dem gemütlichen Wolkensofa. “Hallo Amy und Balou, schön, Euch mal wiederzusehen, Eure Kinderchen sind ja herzallerliebst” begrüßt sie den Jack-Russel-Terrier und seine ausgesprochen hübsche Freundin, die Australian-Shepherd-Hündin Amy, “habt ihr mittlerweile Namen für die Mäuse ausgesucht?”
“Oh ja” berichtet Balou stolz, “die Mädchen heißen Emma, Luna, Rosa, Lisa, Nancy und Floki”, er deutet stolz auf die einzelnen Hündinnen, “und die Jungen haben die Namen Sammy, Keks, Raffy, Athyros, Nacho und Merlin bekommen. Der schöne schwarze Labrador Merlin ist der Patenonkel von dem kleinen Racker.” Mama Anne ist begeistert! “Was für schöne Namen, die hier nicht wie auf Erden alle mit dem gleichen Buchstaben anfangen müssen. Aber ich zähle nur fünf Jungs, wer fehlt?” möchte sie gerne wissen.
Amy meldet sich sehr stolz zu Wort. “Mein Sammy hat sich beworben um einen Praktikumsplatz in der Rezeption des Regenbogenlandes, mit bestimmt 20 Mitbewerbern, und er ist genommen worden! In der letzten Nacht hatte er Nachtdienst, muss allerdings bis mittags dableiben, weil die strenge Dobermanndame und ihre Stellvertreterin Cora wissen möchten, ob er auch bereitwillig Überstunden leistet, wenn es nötig ist.”
Die Rezeption…
Mama Anne schluckt ein wenig, ruft Feli und Sam zu sich und sagt “Kommt Ihr Lieben, wir müssen weiter, da wartet jemand auf uns.” Die drei verabschieden sich und wandern die letzten Schritte, ihnen wird warm um die Herzchen…
Tatsächlich ist es nicht mehr besonders weit bis zur Rezeption, Mama Anne, Feli und Sam sehen schon von weitem das imposante Gebäude auf Wolke 1, über ihren Köpfen flattert aufgeregt die kleine Wellensittichhenne Jule und zwitschert ein fröhliches Lied. “Da, da” plappert sie, “da ist sie, unsere berühmte Rezeption! Und vor dem Sicherheitschef Hektor braucht ihr gar keine Angst zu haben, der tut immer doll wichtig, und hat in Wirklichkeit ein Herz aus Gold. Felilein, der sieht Dir gar nicht mal unähnlich, man munkelt, er sucht ein Weibchen, um eine Familie zu gründen…”
Für so einen Schmarrn interessiert sich die hübsche Schäferhündin Feli gerade gar nicht, sie ist viel zu angespannt, teilt aber Jule mit, dass Hektor bei ihr keine Chance hat, weil sie bereits mit Sam verheiratet ist und bald mit ihm Kinderchen bekommen möchte. Julchen ist kein bissschen beleidigt, sie spürt ganz tief in ihrem kleinen Wellensittichhennenherzchen, dass Mama Anne, Feli und Sam gerade einen ganz besonderen Weg vor sich haben und singt Lieder von der Ostsee, während die Sonne im Regenbogenland besonders hell strahlt und sämtliche Blümchen alles geben, um in hunderttausend Farben zu strahlen.
Kurz vor der Ankunft auf Wolke 1 passieren Mama Anne, Feli und Sam noch die Schule des Regenbogenlandes, Cora, die Leiterin, gibt gerade einen Kurs im Dog-Dancing. Sie winkt fröhlich zu den dreien hinüber und wufft Mama Anne zu “Hi Liebes, demnächst biete ich hier auch einen Kurs für Zweibeiner an, wäre das nicht was für Dich?” Mama Anne muss trotz aller Aufregung schmunzeln und antwortet “Oh ha, liebe Cora, das könnte was werden, allerdings komme ich mit meiner Tochter Barbara, die wir gleich abholen werden, überleg’ dir das gut, wir sind recht verpeilt und mischen deinen Kurs gut auf. Außerdem bestehen wir auf Tango und Rock’n’Roll, kannst Du das bieten!” Cora antwortet “Kein Problem, ich bin Profi, ich freue mich auf Euch!”
Kurze Zeit später stehen Mama Anne, Feli und Sam vor dem Eingang der Rezeption. Heute hat tatsächlich die strenge Dobermanndame Dienst, die allerdings recht beschäftigt ist. Sammy, ein hübscher Kerl, der von seinem Terrierpapa und der Australian-Shepherd-Mama die allerbesten Gene mitbekommen hat, empfängt die Familie, zieht für sie ein Nümmerchen aus dem Automaten an der Anmeldung und geleitet sie auf die große gemütliche Terrasse vor der Rezeption. “Hallöchen Ihr Lieben, herzlich Willkommen hier, Ihr habt einen wichtigen Termin, ich weiß… Aber während Ihr wartet, habe ich noch ein paar Snacks für Euch vorbereitet, Krabbenchips, Forellenkekse und frisches Quellwasser. Labt Euch und seit frohen Mutes, es dauert nicht mehr lange, dann wird etwas sehr Schönes passieren…”
Wir werfen einen Blick auf die Erde. Barbara geht es körperlich immer schlechter, sie flucht und schimpft über diese ätzende Krankheit. Aber ihre Seele wird immer reiner, je näher der Tag des Abschieds kommt. Das Allerwichtigste ist geschafft, Amy wird in ein ganz besonders schönes Zuhause umziehen, zu einer Pferdetherapeutin, die mit Kindern arbeitet und die wundervolle Ländereien bewohnt, auf einer schönen Insel in der Ostsee. Amy muss niemals alleine sein, hat bereits ein schönes Bett geschenkt bekommen und darf selbstverständlich mit auf’s Sofa, zum Kuscheln und Schlafen.
Barbara weiß, dass ihr am Tag des Abschieds das Herz brechen wird, wen wundert es? Aber sie ist sooo tapfer, Amylein wird davon nichts spüren, weil sie ihr fröhlich erklärt, dass sie einen tollen Ausflug macht, wie bereits einige Male zuvor schon, und sagen “Tschüss Süße, hab’ einen tollen Tag, bis heute Abend…”
Und einfach aufgeben und jammern ist keine Option für die taffe Frau, oh nein! Sie mobilisiert ihre letzten Kräfte, regelt, organisiert, verfügt über ihren irdischen Besitz. Eine liebe Freundin bekommt schöne Sachen geschenkt, die diese wiederum gewinnbringend an den Mann (oder die Frau) bringen will, um die Taler an die Tierhilfe zu überweisen. Die zwei Spendendosen der Tierhilfe in Barbaras schönem Heimatort werden geleert, wieder fließen Taler an die Tierhilfe, diverse nette Menschen in ihrem Umfeld werden angehauen, auch fix einen Betrag zu überweisen. Barbara ist der Knaller, in ihrer letzten Zeit denkt sie an die Tierhilfe und gibt alles, um was zurückzugeben. Eine weitere gute Freundin , die hunderte Kilometer entfernt wohnt, bekommt ihr Auto, alles bereits geregelt.
Und Barbara geht keineswegs verbittert, im Gegenteil, sie sagt, sie hat ein gutes Leben gehabt und bedankt sich noch bei einigen Menschen, die ihr in ihrem Leben, vor allem in den letzten Jahren, Liebe, Zuversicht, Hoffnung, Pflege und einiges mehr geschenkt haben, von ganzem Herzen.
Im Regenbogenland werden Mama Anne, Feli und Sam aufgefordert, an die Rezeption zu treten…
Feli jault auf, Sam schaut betreten, doch Mama Anne wird von einer angenehmen Ruhe erfüllt, ihr Herz wird ganz warm und sie strahlt von innen heraus. “Kommt, meine Süßen”, sie streichelt die Hunde zärtlich, “wir schauen mal, was die Dobermanndame uns mitzuteilen hat.” Lächelnd betritt sie Wolke Nr. 1 und schaut der Dobermanndame, die hinter dem Rezeptionstresen sitzt, tief in die Augen. Diese, sonst eher streng und geschäftsmäßig, hat sich verändert in den letzten Jahren. Es gab bereits so viele herzzerreißende und -erwärmende Zusammenführungen hier von Mensch und Tier, die sie mit immer mehr Rührung verfolgt hat.
So einen Tag wie heute hat sie allerdings noch nicht erlebt, es wird eine Zusammenführung von Tier und Mensch geben, eine Frau ist angekündigt, die ihr geliebtes Tier zurücklassen muss. Obwohl sie sich schwer beherrschen muss, um nicht vor den dreien an der Rezeption in Tränen auszubrechen, beschließt sie in ihrem klugen Köpfchen blitzschnell, dass es eine Neuerung im Regenbogenland geben MUSS! Auch Zweibeiner sollen die Möglichkeit haben, einen Chip in den Automaten zu werfen, der garantiert, dass das geliebte Tier beim Umzug ins Regenbogenland seinen lieben Menschen wiederfindet.
Die Dobermanndame ruft ihren fleißigen und klugen Praktikanten Sammy herbei, wispert ihm was in’s Öhrchen (Sammy versteht und macht sich in Windeseile an’s Werk), bevor sie Mama Anne, Feli und Sam herzlich begrüßt. “Hallo Ihr Lieben, herzlich Willkommen auf Wolke 1, ich habe eine Nachricht für Euch, die Euch hoffentlich nicht traurig macht, sondern letzten Endes erfreut…
“Ach, liebe Dobermanndame, tatsächlich wissen wir, wer kommt, das Regenbogenland hat es uns verraten” äußert Mama Anne, “und wir sind nicht traurig, wir freuen uns.” Die Dobermanndame schluckt, kommt hinter der Rezeption hervor und fordert die drei auf, ihr zu folgen. Sie gehen durch einen goldenen Torbogen, leise meditative Musik erklingt, die Dobermanndame fordert die Familie auf, auf den großen weißen Monitor zu schauen…
Auf Erden konnten wir miterleben, dass Barbaras Herz tatsächlich schnell gebrochen ist, nachdem sie sich von ihrer Amy verabschieden musste, bis zum Zeitpunkt von Amys Auszug in die Reiterpension war sie so voller Adrenalin und hat dafür gesorgt, dass sie auf dem Friedhof neben ihrer Mama bestattet wird. Mit einer Pastorin hat sie noch die Trauerrede besprochen, die bei ihrer Bestattung gehalten werden soll, und festgelegt, dass das Lied des Gospelchors “Oh Happy Day” gespielt wird.
Nun war es soweit. Geborgen in der Obhut von lieben Menschen trat Barbara ihre letzte Reise an, durfte dank hilfreicher Mittelchen einfach einschlafen…
Sie schwebte über ihre geliebte Ostsee, verabschiedete sich sanft von allen geliebten Plätzen und Menschen, und wurde eingesogen in einen Tunnel voller Licht und Wärme. Barbara gleitete gefühlt für ewige Zeit durch diesen schönen Tunnel, immer wieder machte sie zwischendurch Halt an hellen, freundlichen Plätzen, traf sämtliche geliebten Familienmitglieder, die vor ihr gegangen waren, und ließ sich erzählen, wie gut es ihnen heute ging. Auch alle ihre Hunde, die sie Zeit ihres Lebens gehabt hatte, traf sie. Diese wohnten natürlich alle bei ihren jeweiligen Liebsten, ließen sich viel Zeit, um ihre Mama durchzuknuddeln, und wünschten ihr eine gute Reise.
Es kommt der Moment, als Barbara vor der Regenbogenbrücke steht. Diese glitzert golden, das große eiserne Tor öffnet sich. Barbara sieht auf dem Boden rote Herzchen, die ihr den Weg weisen, ihr Herz wird ganz weit. Die Qualen und Schmerzen sind vergessen, sie will nur noch eins, ganz schnell in den besonderen Raum treten und durch den weißen Monitor in ihre Für-Immer-Zukunft zu schreiten und ihre Lieben treffen.
Der Monitor strahlt von ihrer Seite aus sehr hell, sie kann gar nichts erkennen. Auf der anderen Seite umfasst Mama Anne Feli und Sam ganz fest, ihre Herzen bibbern. Sie erkennen einen Schemen, der auf sie zuschwebt – es ist ihre geliebte Barbara! Alle vier gehen in die Knie beziehungsweise auf ihre Pfötchen, umarmen sich und weinen laut vor Glück.
“Barbara, mein Mädchen” schluchzt Mama Anne, “ich bin so froh, dass Du den Weg hierher gefunden hast. War Dein Übergang okay?” Barbara, die ihre Nase in die Fellchen von Feli und Sam verbuddelt hat, schluchzt zurück “Mama, Mama, Mama, ja, es war alles gut, die Reise hierhin war unglaublich, ich habe Euch so viel zu erzählen!” Eng umschlungen gehen die vier durch den goldenen Torbogen zurück zur Rezeption. Die Dobermanndame hat schon wieder die Augen nass vor Rührung und begrüßt Barbara. “Liebe Barbara, willkommen im Land hinter der Regenbogenbrücke, nun ist zusammen, was bereits seit sehr langer Zeit zusammengehört. Aber bevor Ihr heim auf Wolke 7777 geht, präsentiere ich Euch eine Neuerung im Regenbogenland.”
Sie ruft ihren Praktikanten Sammy zu sich, der schwanzwedelnd herbeigeflitzt kommt. Voller Stolz verkündet sie, dass es Sammy gelungen ist, den Automaten umzurüsten, in den alle Tiere bei ihrer Ankunft im Regenbogenland einen Chip einwerfen dürfen. “Liebe Barbara, ich weiß ja, dass Du Deine süße Amy auf Erden zurücklassen musstest und dass Dir das sehr schwergefallen ist. Nun, unser kluger Sammy hier hat in kürzester Zeit erreicht, dass auch Menschen, die ihr geliebtes Tier zurücklassen müssen, einen Chip einwerfen können, um zu hundert Prozent zu garantieren, dass der geliebte Lebensbegleiter den Weg zu seinem Menschen findet, wenn der Tag der Tage kommt.
Sammy” wufft sie, “Du darfst zur Belohnung für Deine tolle Arbeit der lieben Barbara ihren wertvollen Chip persönlich überreichen”. Der Sohn von Balou und Amy ist sehr aufgeregt, tapert schüchtern auf Barbara zu und macht sehr brav *sitz*. In der Schnauze hält er einen goldenen Chip. Barbara ist ja mit einmal wieder so fit, sie kniet sich vor dem süßen Teenagerrüden auf den Boden und flückt ihm ehrfürchtig den Chip aus dem Mäulchen, ihr wird warm ums Herz. Nun ist es an Amys Vorgängerin Feli, ihr Frauchen anzustupsen und zum Aufstehen zu bewegen. Ganz eng an Barbara geschmiegt, geleitet sie diese zu dem Automaten und erklärt “Du musst nun in Gedanken den festen Willen äußern, auch nach Amys Ableben wieder mir ihr leben zu wollen, dann wird es so geschehen, und sie kommt zu uns und darf mit auf Wolke 7777 leben für alle Zeiten”.
Barbara denkt aus tiefstem Herzen an ihre zauberhafte Hündin und gibt einen Schwur ab, die Münze gleitet in den dafür vorgesehenen Schlitz – und ein warmes Glücksgefühl erfüllt Barbara. Sie denkt “Bis irgendwann, meine Amy” und geht mit Feli zurück zu Mama Anne und Sam sowie zu der Dobermanndame und Sammy. Mit warmen Dankesworten für den lieben Empfang verabschiedet sich die Familie und tritt durch die Tür vor der Rezeption. Sie trauen ihren Augen nicht…
Die Wiese vor Wolke 1 ist voll von Tieren und sogar Menschen, Barbaras Ankunft hat sich rumgesprochen. Zwei Männer kommen auf die Gruppe zu, Herrchen und Onkel Helmut, und bieten den Frauen galant ihren Arm. Das weißhaarige Herrchen fühlt sich berufen, die hübsche Barbara zu geleiten, der braunhaarige Onkel Helmut kennt ja die Mama Anne schon eine Weile und führt diese ein paar Schritte weiter. Beide versichern, dass sie Barbara und ihrer Familie nach Kräften zur Seite stehen werden, auf Wolke 7777 alles gemütlich herzurichten.
Natürlich sind auch Chris und Susi da mit ihren sechs kleinen Mäusen, sowie Amy und Balou mit ihren winzigen Welpen und den fünf Teenagerhunden. Amy und Balou sind sehr stolz auf ihren Sammy, der nun endlich Feierabend hat und zu seiner Familie flitzt. Die insgesamt zwölf kleinen Welpen sitzen in dem Bollerwagen, den Herrchen und Onkel Helmut gebaut haben, mit dem Geschirr für Christobal Stumm, damit dieser den Wagen ziehen kann. Auch Boston und die Pudeldame stehen parat sowie Lara und Robby, außerdem unzählige andere Tiere, die laut bellen, miauen, zwitschern, wiehern, muhen, blöken und grunzen, es erklingt ein wunderschönes mehrstimmiges Lied, um Barbara willkommen zu heißen.
Herrchen sagt “Ihr Lieben, wir haben was Feines für Euch vorbereitet, damit Ihr nicht den langen Weg zu Wolke 7777 laufen müsst. Schaut mal hier um die Ecke.” Gesagt, getan…
Barbara, Mama Anne, Feli und Sam fallen fast in Ohnmacht! Inmitten von bunt blühenden, singenden Blümchen, strahlend im Sonnenlicht, erblickten sie ein Wolkenwohnmobil von unglaublicher Schönheit. Davor sitzen grinsend die dreifarbige Perserkätzin Sissi, die Silver-Tabby-Perserin Mylady Kira und der schwarze Pudel Tobi. Sie winken begeistert und teilen Barbara und ihren Leuten mit, dass sie in diesem wunderbaren geräumigen bequemen Wohnmobil ihre Reise nach Hause antreten dürften. In einiger Entfernung kauert der schwarze Perserkater Speedy, der zu der dollen Wohngemeinschaft auf Wolke 14 gehört, aber mit Wohnmobilfahren so gar nichts am Hut hat. Aber er übernimmt gerne die Vorstellung und maunzt “Hallöchen Ihr Lieben, ich bin der Speedy von Wolke 14, willkommen an Bord, Tobi wird Euch souverän kutschieren und sämtliche Sehenswürdigkeiten, die auf dem Weg liegen, erklären. Mylady Kira und Sissi freuen sich, mit Feli und Sam zu quatschen. Bitte, steigt ein.”
Herrchen und Onkel Helmut helfen den Damen galant beim Einsteigen, Feli und Sam hüpfen neugierig in das schöne Wohnmobil, begrüßen Kira, Sissi und Tobi und legen sich erschöpft in die schönen Wolkenkörbchen, die sie dort vorfinden… Barbara und Mama Anne winken gerührt in die Menge und verabschieden sich für heute von den vielen lieben Gefährten im Regenbogenland. Tobi freut sich “Es geht los!” juchzt er und startet das komfortable Wohnmobil. Sissi und Mylady Kira kuscheln sich eng an Feli und Sam und lästern mit ihnen über sämtliche tierische Geheimnisse und Skandälchen aus dem Regenbogenland, unter anderem über Boston, der häufig kifft, seine Pudeldame in die Peinlichkeit treibt, aber im Grunde ein toller Kerl ist.
Barbara und Mama Anne sitzen eng umschlungen auf dem gemütlichen Sofa und atmen erstmal tiel durch. Aber sie lauschen aufmerksam Tobis Erklärungen zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten des Regenbogenlandes. “Hier, Coras Schule kennt ihr ja schon, da könnt ihr viel erleben.” berichtet er. “Dort” er deutet nach links, “wird eine Begegnungsstätte für Zweibeiner entstehen, die ja hier mit der Zeit deutlich mehr werden. Patricks Robby, der so gerne Skat spielt mit Herrchen, Onkel Helmut und der Oma, hatte diese schöne Idee, und seine süße Lara hilft ihm bei der Umsetzung. Und man munkelt, diese Stelle hier wird Euch besonders gut gefallen: Die lauschige Kirche im Regenbogenland, in der sonntags Gottesdienste gehalten werden, bei denen unsere Wellensittichhenne Julchen traumhaft schwitzert.”
Mama Anne erzählt Barbara, dass sie diesen heiligen Ort natürlich bereits kennt, regelmäßig dort hingeht und Jule lauscht. “Aber meine liebe Tochter” schmunzelt sie, “ich weiß ja, dass du da nicht so viel mit am Hut hast, die Kirche ist auch die Woche über geöffnet, du kannst, wie immer in den letzten Jahren, allein dort hingehen, die Atmosphäre genießen und Kerzchen anzünden für die, an die du gerade denken magst.”
Barbara freut sich, möchte furchtbar gerne endlich auf Wolke 7777 ankommen, hat aber noch eine Bitte an Tobi, der die Fuhre souverän durch das Land hinter der Regenbogenbrücke führt. “Duuu, Tobi” meldet sie sich zu Wort, “kannst Du mir bitte noch einen großen Gefallen tun?” “Aber selbstverständlich” wufft Tobi freundlich, “was kann ich für Dich tun?” Barbara bittet ihn, noch einen kleinen Umweg einzulegen, an das Meer, sie möchte es im Hellen sehen und ein paar gute Gedanken an eine gewisse Insel senden, wo ihre Amy jetzt zuhause ist.
Der Weg zum Meer führt an der Wiese der Erinnerung vorbei, Mama Anne sagt “Liebes, hierhin werden wir häufig wandern, das ist ein unglaublich schöner Ort, um unsere vielen Erinnerungen an Menschen, Tiere und Orte zu teilen.” Barbara nickt “Jawoll, ich freue mich schon darauf.” Als das Wolkenwohnmobil um die nächste Kurve biegt, hüpfen Feli und Sam aus dem Körbchen und schmiegen sich eng an die beiden Frauen. Tobi parkt und fordert die vier auf, auszusteigen.
Mit offenen Mündern beziehungsweise Schnäuzchen starren sie auf den weichen weißen Sandstrand, auf dem Sonnenliegen bereitstehen, und das weite Meer. Sie riechen das Salzwasser und freuen sich über die Wellen und die Gicht. In einiger Entfernung singen muntere Delfine ein Willkommenslied für die ehemaligen Ostseebewohner. Mama Anne und Barbara legen sich auf die Sonnenliegen, streicheln Feli und Sam, die sich im Sand niedergelegt haben, und genießen den Moment. Barbara steht zuerst auf, geht mit den Füßen in’s Wasser und denkt “Ach Amylein, irgendwo ist die Insel, auf der Du jetzt lebst, ich wünsche Dir alles Gute und eine lange Zeit in Deinem neuen Für-Immer-Zuhause. Wir werden uns wiedersehen, ich liebe Dich!”
Die Familie bedankt sich bei Tobi für den Umweg und klettert wieder in das Wohnmobil. Der Weg zur Wolke 7777 ist noch recht weit, jede Menge Zeit zum Plaudern. Feli und Sam tauschen noch weiteren Klatsch und Tratsch mit Sissi und Mylady Kira aus, Mama Anne und Barbara erzählen sich dies und das. Auf einmal meint Mama Anne “Ha, ich habe eine Idee! Du hast doch die Schule gesehen neben Wolke 1, die Leiterin Cora gibt demnächst Tanzkurse für Zweibeiner. Was hältst Du davon, wenn wir die beiden netten Herren, Herrchen und Onkel Helmut, da mit hinschleifen? Mal sehen, wie es bei denen so aussieht mit Tango und Rock’n’Roll.” Barbara muss kichern “Hihi, jooo, wir haben ja schon auf Erden den einen oder anderen Mann zum Tanzen animiert und einige höchst interessante Bekanntschaften gemacht!”
Bald wufft Tobi vom Fahrersitz “Hallöchen Ihr Lieben, da ist sie, Eure Heimat im Regenbogenland, die schöne Wolke 7777.” Mama Anne, Barbara, Feli und Sam steigen aus, Barbara ist extrem neugierig. Aber sie nimmt sich noch die Zeit, Tobi, Sissi und Mylady Kira ausgiebig zu kraulen und dankt herzlich für die tolle Fahrt. Nun düst das schicke Wohnmobil heim zur Wolke 14 – und Mama Anne präsentiert stolz das Wolkenhaus und die Umgebung, in der Barbara nun leben wird. Barbara betritt stumm vor Glück den kleinen Vorgarten mit bunten Blümchen und Obststräuchern. Feli und Sam laufen voraus auf die Wolke, Mama Anne und Barbara kommen langsam hinterher.
Im Inneren der Wolke muss Barbara weinen vor Glück. Die Wolke ist genauso eingerichtet wie ihr altes Zuhause auf Erden, mit den Möbeln, die sie zurücklassen musste, die hier aus Wolken nachgebildet sind. Auch ihre gelieben Dekoartikel findet sie sowie die schönen Fotos an den Wänden, die zum Erinnern an wunderbare gemeinsame Momente einladen, Feli und Sam bei der Hochzeit, sie und Mama Anne mit Feli am Meer und vieles mehr. Barbara umarmt ihre Mama glücklich und sagt “Ja, hier will ich leben mit Euch, bis in alle Ewigkeit, und Platz für meine Amy ist auch noch genug vorhanden.
“In der Tat” meint Mama Anne, “schau mal hier, hinter der Wolke.” Barbara betritt eine riesengroße Wiese, umrahmt von majestätischen Bäumen, und freut sich, Feli und Sam dort rennen und spielen zu sehen. Mama Anne richtet noch schnell ein Abendessen auf der Terasse her, köstlichen Fisch, den alle vier gerne mögen. Nun kommen die vier nach diesem aufregenden Tag zur Ruhe und merken alle, dass sie ziemlich müde sind. Im Innern der Wolke gibt es einige kuschelige Körbchen für die Hunde, die Schlafwolke für Mama Anne und Barbara ist riesengroß und wolkenweich. Ermattet sinken die Frauen auf das schöne Bett und sagen “Gute Nacht” zu Feli und Sam. Schnell schlafen sie ein und träumen nur Schönes.
Sam klettert in sein Körbchen und gähnt. “Komm Felilein, lass uns noch ein bisschen kuscheln.” wufft er. Aber Feli antwortet “Dass dauert noch einen Moment, ich habe etwas sehr Wichtiges zu erledigen.”
Allein spaziert sie hinter die Wolke und setzt sich unter den schönsten der Bäume. Mit voller Konzentration simst sie zur Erde herunter “Amy, Ayyymi, bist Du noch wach? Spürst Du mich?” Es dauert eine Weile, dann kommt ein sehr verwundertes Simsen von der Ostseeinsel, auf der Amy nun lebt. “Hallo, wer bist Du, warum kann ich spüren, dass jemand etwas von mir will?” Feli ist erleichtert und simst zurück “Ich bin die Feli, Deine Vorgängerin auf Erden. Ich lebe im Land hinter der Regenbogenbrücke, mit meinem Schatz Sam und der Mama Anne. Heute ist Deine Mama hier eingezogen, sie ist befreit von allen Schmerzen und Qualen und überglücklich, hier bei uns zu sein, das wollte ich Dir unbedingt mitteilen. “Wahnsinn” simst Amy, “da bin ich aber froh. Ich habe hier ein schönes Leben, habe aber die Mama vermisst. Nun bin ich beruhigt, weiß, dass es ihr gut geht und kann mich endgültig hier einrichten und wohl fühlen. Bestell der Mama bitte die allerliebsten Grüße von mir.” “Das mache ich gerne” simst Feli zum Abschied, “und von unserer Mama soll ich Dir sagen, dass sie Dir ein langes Leben in Deinem neuen Zuhause wünscht. Wenn dieses mal endet, warten wir hier auf Dich.”
Müde und erschöpft wankt Feli auf die Wolke und gibt Barbara noch schnell ein Küsschen. Morgen wird sie ihr von der Simserei erzählen.
Auf Wolke 7777 schlafen die vier Bewohner endlich tief und fest. Es ist ein sehr besonderer Tag, der heute im Regenbogenland zu Ende geht, erfüllt von Liebe, Magie, Wiedersehensfreude und Glück.
Tschüss liebe Barbara, ruhe in Frieden, Deine Freundin Petra